Ein treffendes Fazit schreiben
Jede wissenschaftliche Arbeit hat ein Fazit, das die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit pointiert zusammenfasst und einordnet. Dieser Beitrag hilft Ihnen Inhalte des Fazits zu schreiben, nennt formale Anforderungen, die Einordnung in den Aufbau der Arbeit und beschreibt angemessene Formulierungen.
Inhalt des Fazits
Das Fazit schließt die Arbeit ab. Es liefert die finale Umsetzung der in der Einleitung formulierten Zielsetzung und gibt pointierte Antworten auf die Forschungsfragen der Arbeit. Zudem ordnet es die Generalisierbarkeit des gewonnenen Wissens ein. Dabei gilt:
- In der Einleitung wurde eine Zielsetzung für die wissenschaftliche Arbeit formuliert. Der Hauptteil der Arbeit hat sich der Erreichung dieses Ziels gewidmet. Nun wird im Fazit für die Leser eine Einordnung vorgenommen, in welchem Umfang das Ziel erreicht wurde. Wenn Sie diese Einordnung nicht vornehmen, überlassen Sie diese den Lesern. Damit verlieren Sie die Deutungshohheit über Ihre Inhalte, und dies gilt es zu vermeiden. Nutzen Sie also die Chance, dem Leser abschließend mitzuteilen, was Ihre Arbeit alles zeigen, erreichen und herausarbeiten konnte.
- Ähnliches gilt für die Forschungsfragen der Arbeit: Sie wurden zu Beginn der Arbeit formuliert und drücken aus, was das wissenschaftliche Interesse hinter der Arbeit ist. Sie wurden in den einzelnen Kapiteln und Unterpunkten des Hauptteils beantwortet. Quasi als Service für die Leser der Arbeit werden die Ergebnisse nun zentral zusammengetragen. Dabei werden auch die Verflechtungen zwischen den Forschungsfragen deutlich und können so in einer Gesamtschau bearbeitet werden.
Die Verflechtung der Ergebnisse, also deren Gesamtschau, macht zugleich den Wert eines gutes Fazits aus: Es geht über eine reine Zusammenfassung hinaus, indem es die Teilergebnisse der Kapitel Ihrer Bachelor- oder Masterarbeit inhaltlich zusammenführt.
Ein Beispiel: Eine anwendungsorientierte Bachelorarbeit hat eine Mitarbeiterbefragung zum Thema gehabt und diese in einem Unternehmen mit hoher Mitarbeiterfluktuation durchgeführt. Ein theoriegeprägtes Kapitel behandelt modellhaft die Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Arbeitsklima, Mitarbeiterzufriedenheit und Fluktuation. Ein anderes Kapitel im Hauptteil der Arbeit stellt die Befragungsergebnisse deskriptiv dar und wertet Freitext-Ideen der Mitarbeiter zur Verbesserung des Arbeitsklimas aus. Diese beiden Kapitel werden im Fazit inhaltlich verbunden, indem auf Basis der Modelle die Mitarbeiterideen und mögliche Wirkungen diskutiert werden.
Die reine Zusammenfassung verzichtet auf die Verbindung der Inhalte. Sie gibt rein beschreibend wieder, was in welchem Kapitel in der Arbeit gemacht wurde. Versuchen Sie daher, ein echtes Fazit zu bilden, da dies stärker die Eigenleistung des Studierenden verdeutlicht.
Da Sie wie beschrieben Ihre Ergebnisse kombinieren, sind in einem Fazit Fußnoten und Literaturbelege üblicherweise kaum vorhanden. Dies ist schlüssig, denn Begriffe wurden längst eingangs der Arbeit definiert. Literatur zu den eingesetzten wissenschaftlichen Methoden wurde in den jeweiligen Kapiteln referenziert, empirische Erkenntnisse dort dokumentiert. Allenfalls kommen zur Einordnung Ihrer Ergebnisse nochmals Literaturverweise und Quellenangaben vor. Vermeiden Sie aber tunlichst, das Thema durch „neue“ Literatur nochmals aufzumachen oder zu erweitern.
Ein letzter wichtiger Inhalt des Fazits sind Aussagen zur Generalisierbarkeit Ihrer Erkenntnisse. Wissenschaftliche Arbeiten wollen neues Wissen finden und für andere nutzbar machen. Geben Sie daher an, unter welchen Bedingungen oder in welchen Fällen Ihre Ergebnisse in anderen Situationen nutzbar sind und wo Grenzen liegen.
Beispiel: „Die Mitarbeiterbefragung wurde in einem bundesweit filialisierten Unternehmen durchgeführt. Es zeigte sich, dass sich die von den Mitarbeitern vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsklimas in Abhängigkeit der Zufriedenheitswerte einer Filiale stark unterscheiden. Daher kann man nicht sagen, dass die in der Arbeit vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsklimas für andere Unternehmen auch gelten. Vielmehr sollte ein Unternehmen individuell die Ideen der Mitarbeiter erheben. Der in dieser Arbeit erstellte Fragebogen kann dafür eine Grundlage bilden.“
Ansatzpunkte für Aussagen zur Generalisierung oder den Grenzen der Übertragbarkeit finden Sie:
- in den Anwendungsvoraussetzung der verwendeten Modelle (Übertragbar, wenn Anwendungsvoraussetzungen erfüllt sind),
- in den Rahmendaten Ihrer – eventuell durchgeführten – empirischen Erhebung oder der Stichprobenkonstruktion (z.B. bedingt übertragbar, weil Stichprobe eine Verzerrung enthält und nicht für die volle Grundgesamtheit repräsentativ ist)
Tipps für das Fazit:
- Lesen Sie die Zielsetzung Ihrer Arbeit nochmals bewusst durch. Gehen Sie im Fazit auf diese Zielsetzung ein. Fragen Sie sich selbstkritisch, ob wirklich alle Teile Ihrer Zielsetzung in der Arbeit behandelt wurden und was die Ergebnisse sind.
- Verdichten Sie Ihre Erkenntnisse zu Kernaussagen, in denen Sie alle Teilergebnisse Ihrer Thesis integrieren.
Umfang des Fazits
Zusammen mit der Einleitung bildet das Fazit eine „Klammer“ rund um den Hauptteil der Arbeit. So ähnlich wurden uns im Deutschunterricht Einleitung und Schluss eines Aufsatzes erklärt. Für den Umfang einer zusammenfassenden Darstellung der Arbeit lassen sich daraus Rückschlüsse ziehen: Die abschließende Zusammenfassung sollte einen etwa ähnlichen Umfang wie die Einleitung aufweisen. In Seiten ausgedrückt empfehle ich ca. 5% des Gesamtumfangs einer Arbeit.
Ist eine Bachelorarbeit mit einer Seitenvorgabe von 60 Seiten geplant, sind demnach 3-4 Seiten für das Fazit vorzusehen.
Position und Benennung in der Gliederung
Das Fazit stellt das letzte Kapitel im Hauptteil einer wissenschaftlichen Arbeit dar. Da es zum Hauptteil gehört, wird es in dessen Kapitelnummerierung fortlaufend mitgezählt. Nach dem Kapitel zum Fazit kommt direkt das Quellenverzeichnis.
Studierende stehen oft vor der Frage, ob ein sprechender Titel für das Fazit im Inhaltsverzeichnis gewählt werden darf? Also soll das Fazit einen interessanten, sprechenden Titel bekommen, z.B. „Rückschau auf das Design-Thinking-Projekt“?
Nein. Bleiben Sie klassisch bei der Benennung als „Schluss“, „Fazit“ oder „Zusammenfassung“. So weiß der Leser sofort, was ihn in diesem Kapitel erwartet und ein Gutachter muss sich nicht fragen, ob eventuell die zusammenfassende Darstellung vergessen wurde.
Keinesfalls sollten Sie das letzte Kapitel als „Kritische Würdigung“ oder „Ausblick auf zukünftige Forschung“ betiteln.
Keine Kritik an der eigenen Arbeit
Meine Empfehlung ist, dass Sie keine Kritik an Ihrer Arbeit äußern sollen – überlassen Sie es den Gutachtern, Fehler zu finden: Vielleicht haben Sie Glück und ein Fehler, auf den Sie sonst hingewiesen hätten, fällt Gutachtern gar nicht auf oder wird von diesen als nicht so schwerwiegend gesehen. Zudem kann man als Leser durchaus fragen: Wenn Ihnen der Fehler noch während des Schreibens aufgefallen ist, wieso haben Sie diesen nicht korrigiert?
Verzichten Sie auch darauf, dazustellen, was „man“ noch alles hätten untersuchen müssen. Es ist Ihre Arbeit und daher kann man sofort an Sie die Frage richten: Wieso haben Sie es nicht untersucht? Natürlich ist die zeitliche Restriktion immer ein Faktor, warum nicht „alles“ betrachtet werden kann. Doch statt am Ende der Arbeit hier dem Leser das Gefühl zu geben, die Arbeit zeichne ein nicht vollständiges Bild des Themas, ist es besser, bereits in der Einleitung das Thema einzuschränken. Ein solches Vorgehen wird als Fokussierung auf das Thema positiv wahrgenommen.
Angemessene Distanz zur eigenen Arbeit
Sie sollen in der Zusammenfassung Ihre eigene Arbeit nicht kritisieren. Genauso wenig sollten Sie die Arbeit unangemessen loben, oder versuchen, durch suggestive Formulierungen die Arbeit „besser“ darzustellen: Gutachter merken dies sofort und prüfen die suggestiven Behauptungen genauer.
Beispiele unangemessener, suggestiver Floskeln sind:
- „In dieser wissenschaftlichen Arbeit wurde …“
- „Vorliegende literaturbasierte Wissenschaftsschrift …“
- „Der Autor konnte durch den Einsatz wissenschaftlicher Methoden …“
- „Durch Nutzung aktuellster Literatur und Internetquellen …“
Vermeiden Sie die oben genannten Formulierungen in jedem Fall.
Ausblick auf weitere Forschungsarbeiten?
In Dissertationen und Masterarbeiten ist es nicht unüblich, inhaltlich einen „Ausblick auf die weitere Forschung“ zu geben. Darin wird beschrieben, welche weiteren Forschungslücken bei der Arbeit am Thema aufgefallen sind oder welche interessanten Nebenaspekte des Themas gegebenenfalls durch eine eigene Forschungsarbeit betrachtet werden sollten.
Die Identifikation von Forschungslücken erfordert eine intensive Literaturarbeit, wie sie im Rahmen einer längeren Beschäftigung mit dem Thema erfolgt oder durch eine sog. Literature Review geleistet wird. Beides ist sehr aufwändig und üblicherweise als Nebenprodukt einer Bachelorarbeit nicht zu leisten.
Daher empfehle ich den Ausblick auf zukünftige Forschung im Fazit nur, wenn Sie so sattelfest im Thema sind, dass Sie den Stand der Forschung auch wirklich selbst kennen.
Zusammenfassung für eilige Leser
Das Fazit präsentiert die Antworten auf die Forschungsfragen der Arbeit konzentriert in einem Kapitel. Es stellt die Arbeit positiv dar, verzichtet auf Kritik an ihr und erweitert nicht das Thema auf unbearbeitete Aspekte. Sprachlich ist es neutral geschrieben. Auch Lob an der eigenen Arbeit ist fehl am Platz. Im Inhaltsverzeichnis der Arbeit ist es als letztes Kapitel des Hauptteils vor dem Literaturverzeichnis zu finden. Das Fazit sollte in der Überschrift schlicht als solches benannt werden. Möglich sind auch „Schluss“ oder „Zusammenfassung“. Eine Untergliederung in „Ausblick“ und weitere Unterpunkte ist bei Bachelor- und Masterarbeiten meist unangemessen, für Dissertationen wegen des größeren inhaltlichen Umfangs möglich.